Heidi und Martin Dieck
Pflanzen
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Spannendes und Wissenswertes aus dem Pflanzenreich

Maclura pomifera und die Mammuts
Haben Sie sich schon einmal bei einem Besuch in einem Botanischen Garten oder gar im Urlaub in den südlichen Ländern über die riesigen, etwas schrumpeligen Früchte eines Baumes mit viel zu langen stacheligen Auswüchsen gewundert? Maclura pomifera oder Osage-Orange kommt in den Mittelmeerländern recht häufig vor. Fallen die Früchte, die manchmal die Größe eines Kleinkindkopfes haben, vom Baum, dann muss man schon aufpassen - das kann richtig weh tun.
Nun ist es ja eigentlich so, dass Früchte, egal welcher Art, immer eine bestimmte Art von Tieren anzieht, die sie verspeisen und so auf ihre Art zur Verbreitung der Bäume beitragen. Nur wer mag dieses Zeug, welches zwar viele Samen in sich trägt, diese aber in ein latexähnliches, fleischiges Etwas gebettet sind?
Wissen Sie, was ökologischer Anachronismus ist? Das ist der Begriff für etwas, was eigentlich chronologisch fehl am Platz ist
und deren Zweck bereits überholt ist. Also z.B. eine uralte Schreibmaschine in einem hochmodernen Büro. Genauso muss sich Maclura "fühlen" in einer Welt, voller kleiner Säugetiere, die mit diesen Früchten nichts anfangen können. Es gibt übrigens noch mehr solcher Pflanzen. Untersuchungen dazu gibt es unter anderem zu Cassia grandis, deren riesige Samenkapseln den ausgestorbenen Riesenfaultieren als Nahrung diente. Diese Tiere waren so groß, dass sie das süße Fruchtfleisch verzehrten ohne die Samen zu zerstören.
Aber bleiben wir bei Maclura. Einst war der Baum beschränkt auf ein kleines Gebiet, der Red River-Region im Osten von Texas, im Südosten von Oklahoma und im angrenzenden Arkansas. Dort fanden sich riesige Säugetiere, die für ihre Verbreitung sorgten. Heute wäre der Baum auf die Verbreitung durch Hochwasser angewiesen, gäbe es nicht die Menschen.
Osage-Orange, der Name deutet auf die Indianer vom Osage-Stamm hin, die bereits früh das Holz der Maclura für ihre Bögen und Pfeile nutzten. Sie reisten den Macluras sogar hunderte Kilometer nach, nur wegen des Holzes.
Später waren es dann die Siedler, die als eine der ersten die Zweige wie Stacheldraht nutzten, um ihre Weiden sicher zu machen. Später pflanzten sie sogar Bäume um ihre Weiden und hielten diese mit Schnitt niedrig, so dass eine natürliche und sehr effektive Einzäunung entstand. Sie nutzten dabei auch die Fähigkeit des Baumes, sich über abgesenkte Seitenzweige zu vermehren.
Mit der Einführung von Stacheldraht allerdings, vergaß man die Maclura. Sie war aber nun in vielen Staaten Amerikas zu finden.
Neueste archäologische Funde zeigen, dass es früher noch mehr Arten gegeben haben muss, diese aber durch das Aussterben der Megafauna verschwanden.
Heute wird das Holz von Maclura noch immer als Bogenholz geschätzt, es wird aber auch zur Herstellung von Gitarren verwendet. Die Rinde enthält einen gelben Farbstoff, der gern zum Färben von Seide und Wolle genommen wird.
Die Früchte gelten als giftig, für den Menschen ist der Milchsaft eh unangenehm. Man hat aber festgestellt, dass z.B. Eichhörnchen gern an den Samen naschen, die übrigens auch für Menschen schmackhaft sind.
Nur im Herbst sollte man etwas aufpassen, wenn man unter einem dieser Bäume verweilt - es könnte passieren, dass der Baum wirft und zwar mit Maclurakugeln und das könnte schmerzhaft werden.
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Heidi Dieck
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